Recherchen zum Rufzeichen K4ABI
Jeder
Funkamateur, der heute das Amateurfunkrufzeichen K4ABI liest wird sagen:
USA!
Das Rufzeichen lässt sich sogar in der Amateurfunk (QRZ)-Datenbank
finden
Quelle:
www.qrz.com/db/k4abi
Natürlich
gibt es aktuell keinen Bezug zu dieser Recherche: Wir
schreiben bei dem Archiv-Fund Jahre um 1924 ...1927!!! Damals gab es
noch keine einheitlichen Rufzeichen, Lizenzen bzw. international
verbindliche Landeskenner als Präfix. Ich hatte dazu bereits eine
Information für die Zeitschrift "FUNKAMATEUR" aus Sicht
der amerikanischen Funkfreunde aufbereitet.
Quelle: "FUNKAMATEUR" (FA
1/2016, S. 85)
Über die Entwicklung der Rufzeichen sowohl international als auch
speziell in Deutschland, gehe ich an anderer Stelle ins Detail.
K4ABI
konnte aus vorliegenden
Rufzeichen-Unterlagen einer deutschen Amateurfunkstation zugeordnet
werden. Im Buch von Hans Priwin (DE 0783) gibt es da einen eindeutigen
Hinweis
Quelle: Kurzwellen-Verkehr, Hans Priwin,
freundlicherweise von Sig. DL1JSW zur Verfügung gestellt
Hier ist
4abi
für Max Drechsler angegeben. Vor dem Rufzeichen muss das „K“ als
damaliger Landeskenner (im Sprachgebrauch „Präfix“ genannt)
für Deutschland hinzugefügt
werden, also
K4ABI.
In diesem
Zusammenhang taucht auch der Hinweis auf, dass es eine
Funkvereinigung in Halle/S
gab, die dieses Rufzeichen nutzte. Interessant, dass der Verein bereits
Anfang der 20er-Jahre des vorigen Jahrhunderts das Vorgänger-Rufzeichen
K-L4
nutzte.
(Die Verwendung von Groß- und
Kleinbuchstaben sowie Sonderzeichen wurde der aktuellen Schreibweise für
Funk-Rufzeichen angepasst)
Als
Ansprechpartner ist ein
Oswald Kruschwitz
verzeichnet, der später auch in einem anderen Zusammenhang genannt wird.
Dass das
Rufzeichen
K-L4
aktiv benutzt wurde, konnte auch durch den Fund einer QSL-Karten im
TU-Archiv bestätigt werden
Oberdeutscher Funkverband, Stuttgart (O.F.V.), Alexanderstraße 31
S
Nach
Information von Uwe, DL2SWR, wurden Rufzeichen mit der Kennung, wie hier
K-L4,
ab dem 1.September 1925 verwendet. Die QSL-Karte für diese
Funkverbindung von der englischen Station
2VJ
mit
K-L4
muss man nun entschlüsseln.
Es
handelt sich um die Bestätigung der Funkverbindung und der
eingegangen QSL-Karte von K-L4. Beweis dafür ist das
durchgestrichene PSE QSL (Bitte senden Sie mir Ihre QSL-Karte zu) – also liegt die Karte von K-L4 vor und die
dürfte am 19-08-1926 eingegangen sein. Dafür spricht die Anmerkung
rechts oben und die handschriftliche Anmerkung:
MNI TNX FR QSO ES CRD, OM HOPE CUAGN; BEST 73 ES DX FROM Bernard Axten.
Vielen Dank für die Verbindung und die Karte, Hoffe auf ein Wiederhören
lieber Funkfreund, beste Grüße und gute Weitverbindungen von Bernard
Axten
Für das Datum der Funkverbindung (Date 10-4) steht damit der
10-04-1925, wenn man von der Vergabe diese Rufzeichenschlüssel und
dem Postweg ausgeht.
Es war
eine Telegrafie-Verbindung (CW) an diesem Tag um 23:50 GMT. Die Stärke
(Strenght) des Signals war mit „5“ = gut. Die Wellenlänge 42 m (ca. <7
MHz), QRK (Verständlichkeit der Signale) wurde mit „Well“ also gut
bewertet. QRM (Störungen) mit „BAD“, schlecht und die atmosphärischen
Störungen (QRN) „SLITE“ und ohne „NIL“ QSS (unbekannt)
Interessant die Ausrüstung (Equipment) wo eine Inverted L-Antenne von 48
m Länge in 35 Fuß Höhe verwendet wurde. Die Erdung der Station erfolgte
über die Wasserleitung (Waterpipe)
Als
Empfänger diente ein sogenannter 0-V-1 (Dabei steht die 0
für die Anzahl der HF-Stufen, das V für die Gleichrichterstufe
(Ventil) und die 1 für die Anzahl NF-Stufen)
Beim
Sender (Transmitter) kam ein R.F.B (?) mit einer Spannung von 460 Volt
und 45 Milliampere zum Einsatz.
Links
unten wird ein auf die erreichten empfangenen und gesendeten
Weitverbindungen verwiesen, u.a. Belgisch Congo, …
Soweit zu
dieser QSL-Karte. Für die Hallenser Funkvereinigung gibt es noch andere
Verweise zum Rufzeichen:
Quelle: DL1JCW
(Funkverkehr auf kurzen Wellen, Hans Burchard, 1926)
An andere
Stelle wird auch auf dieses Rufzeichen
KW1
für den Funkverein Halle verwiesen.
Quelle; DL1JCW, Liste Burchard_ 1926
Details
dazu sind im Abschnitt „Deutsche Amateurfunk-Rufzeichen bis 1945“ näher
beschrieben. In einer Dokumentation aus 1926 wird darauf verweisen, dass
der Funkverein Halle a.S. als
L4 erfasst ist „früher
Lw“
(Das vorangestellte „K“
wurde in diesen Verzeichnissen immer weggelassen)
Quelle für Recherchen
Gerhard Hoyer, DJ1GE,
Dr. Funk´ s wohlfeile Rundfunktechnik; „Funkverkehr auf
kurzen Wellen“
Das mit
diesem Rufzeichen von der Station gearbeitet wurde, an der Max Drechsler
mehrfach abgebildet war, beweist dieses Foto. Zu beachten ist das etwas
kleinere Stations-Rufzeichen "Kl4" an der Wand.
Die Bildunterschrift "Funkvereinigung Halle"
ist eindeutig. Die Vermutung liegt nahe, dass diese Aufnahme dann schon
vor der Zeit 1926 liegen müsste. Dahin deuten auch zahlreicheren
QSL-Karten an der Wand mit Rufzeichen, die dieser Zeit zuzuordnen sind.
Bei Recherchen zu diesen QSL-Karten findet man darunter
Funkgesellschaft
Eberswalde |
|
Kq5 |
Cassler Radio-Club |
Kw3 |
Victor Gramich, Murnau
(Bayern) |
Ky4 |
Oberdeutscher
Funkverband Rolf
Formis |
Ky5 |
Funkverein Stuttgart |
DE 0058 |
Prost, Hans
Osnabrück, Berlin |
…darunter auch Rolf Formis,
(Ky4; DE0100) einem der bekanntesten
Pioniere des Amateurfunks in Deutschland.
Rudolf Formis (* 25. Dezember 1894 in
Stuttgart; † 23. Januar 1935 in Slapy nad Vltavou) war ein deutscher
Ingenieur und Radiotechniker bei der Süddeutsche Rundfunk AG (SÜRAG)
sowie ein Pionier der deutschen Bewegung der Funkamateure. In der Zeit
des Nationalsozialismus strahlte er mit Hilfe eines selbstgebauten
Kurzwellensenders anti-nationalsozialistische Hörfunksendungen aus dem
Gebiet der damaligen Tschechoslowakei aus. Formis wurde im Auftrag
Heydrichs durch den SD ermordet.
In der
Zeitschrift „Radio für Alle“ (1/1927) wird bei
K4ABI auch auf den Status
„Amateurbetrieb“ verwiesen – im Gegensatz zu den offiziellen
Versuchssender-Genehmigungen der Reichspost für Industrie oder
wissenschaftliche Einrichtungen. Bei diesen Rufzeichen handelt es sich
immer noch um keine offiziellen Rufzeichen der Reichspost, sondern
sogenannte „graue Lizenzen“, die in der Regel
Quelle: Gerhard Hoyer, DJ1GE
Offensichtlich erfolgte um 1926 eine „Renovierung“ am Arbeitsplatz, denn
die QSL-Karten sind von der Wand verschwunden, dafür jetzt das
Rufzeichen
K4ABI! Diese Präfixe wurden für
„unlis“-Stationen zwischen dem 1.1.1926 und dem 1.2.1927 verwendet.
Wer
aufmerksam das linke Bild (rechte untere Ecke) betrachtet, macht eine
interessante Entdeckung: Mit etwas Mühe kann man an dieser Wand den
internationalen Rufzeichenschlüssen
vor
1927 entdecken!
...im Detail:
Ein
weiters Bild (Max Drechsler wirkt etwas „gesetzter“) ohne die
Länderliste, offensichtlich dann vor dem 1.2.1927. Signifikant das
Fenster, welches bei den anderen Bildern eindeutig einen Rückschluss auf
den Ort zulässt.
Wie schon
näher beschrieben, wurde dann bis zum 1.1.1929 an dieser Station das
Rufzeichen
EK4ABI verwendet,
mit Hinweise auf Europa. Deshalb lässt sich das obere Bild zeitlich
relativ gut einordnen. (Danach wurden alle Rufzeichen auf D4xxx
umgestellt).
Die
nachfolgende QSL-Karte vom 16.8.1927 bestätigt diese Zeitangaben.
Quelle: Alle
Bilder Archiv der TU Chemnitz
Weitere Fotografien
von diesem Arbeitsplatz gibt es (gegenwärtig) nicht. Das Rufzeichen
EK4ABI
musste dann ab dem 1.1.1929
D4ABI lauten. Dazu findet
sich auch ein Hinweis auf einem Diplom vom Dezember 1932.
Zu diesem Zeitpunkt
liegen keine offiziellen Rufzeichenlisten vor, denn erst nach 1933
wurden Sendelizenzen durch die Reichspost vergeben.
1937 taucht dann
Max Drechsler mit einem Bezug zur Adresse des Hallenser Funkvereins mit
dem Rufzeichen
D4ALL
und
D4PXL auf.
…und an anderer
Stelle im gleichen Verzeichnis
Quelle: Rufzeichenliste Reichspost von 1937
… aber damit nicht
genug! In der Rufzeichenliste vom Mai 1939 wird
Max Drechsler, bzw. der
Funkverein Halle in der
Gräfestraße 18 jetzt mit
D4ALU
und auch
D4PXU
angeführt. Hintergrund dafür war die Rufzeichenzuordnung im DASD,
wo ab 1938 an letzter Stelle des Rufzeichen des Landesverband – hier „U“
für Sachsen - stand.
So wurde aus D4ALL
>> D4ALU und aus D4PXL >>
D4PXU