Geschichten und Geschichte zum Thema Amateurfunk
in der Region Karl-Marx-Stadt/Chemnitz

Entwicklung des Amateurfunks in Chemnitz und der Region bis 1945


In Chemnitz gab es frühzeitig Amateurfunk-Aktivitäten. Viele spätere Funkamateure studierten an den relativ gut ausgestatteten  Bildungseinrichtungen in Sachsen, z.B. in Chemnitz und Mittweida. Hier hatte man sich frühzeitig auf das Thema der drahtlosen Kommunikation eingestellt. Aber auch an anderen Orten war man nicht untätig. Sehr interessant und aufschlussreich die Dokumentation der Funkfreunde aus Wismar.

https://dl2swr.darc.de/media/files/experimentalfunkstelle_wismar.pdf

Zahlreiche Studenten und Absolventen nutzten dieses Wissen dann auch für ihre persönliches Hobby bzw. in den späteren Ortsgruppen des Deutschen Amateur Sende- und Empfangs Dienst (DASD). Dazu im Beitrag "Pioniere" mehr.

Speziell auf die Vorgänger-Einrichtungen der heutigen Technischen Universität Chemnitz ein paar Details.
(s. auch hier: https://www.tu-chemnitz.de/tu/geschichte/wissenschaft.php#1922

So gibt es einen Hinweis, dass bereits vor 1924 hier eine Versuchs-Sender-Station mit dem Rufzeichen „j8“  bzw. "Kj8" gearbeitet hat.

Damit dürfte an der Chemnitzer Lehranstalt mit eine der ältesten
deutschen (Telegrafen-) bzw. Versuchsfunkstationen mit dem Rufzeichen

j8  bzw. Kj8  gearbeitet haben, welches später in K4aaa bzw. EK4aaa überging.

In der Publikation von Hans W. Pirin (DE 0783) wird dieses Rufzeichen EK4aan ebenfalls aufgeführt.

Quelle: Sig, DL1JCW

 In einer späteren Quelle (Rufzeichenliste von 1935) taucht diese Bildungseinrichtung mit dem Rufzeichen
D2CK auf.

http://www.viehl-radio.de/homeda/chronik/d2liste35.pdf

Die Ziffer (2) im Präfix von D2ck verweist auf eine offizielle (Industrie)Lizenz bzw. für Foschungseinrichtungen. Funkverkehr zwischen "Liebhaberfunker" (Amateuren) und diesen Stationen war verboten (Quelle: "Zeit zurückgedreht" DARC-Verlag, Seite 18).

Im alten Adressbuch der Stadt Chemnitz (1938) findet man zur Staatlichen Akademie für Technik diese schöne Anzeige:

In einer Rufzeichenliste von 1938 findet man weitere Details, darunter die Sendeleistung und Betreibsart.

Quelle: Sig, DL1JCW


Ähnlich findet man Hinweise auf frühe Aktivitäten in Mittweida am "Technikum", später der "Ingenieurschule Mittweida", "Ingenieurhochschule Mittweida" und jetzt "Hochschule Mittweida, University of Applied Sciences".

Quelle: Sig, DL1JCW

Im Technikum Mittweida wurde im Jahr 1917 ein Studienfach " Fernmeldetechnik und Funkentelegraphie " eingeführt.

Im Deutschen Reich gab es hier eine "Versuchssendegenehmigung". 
Dabei wurden, neben dem bereits erwähnten j8 für die Chemnitzer Bildungseinrichtung, im Technikum Mittweida folgende Rufzeichen „k4“ ab 1925 „Kk4“ benutzt.

Quelle: DL2SW

 

             

Fotografie der damaligen Labor-Räume am Technikum Mittweida

Quelle: Sig, DL1JCW

http://www.global.hs-mittweida.de/~dk0mit/Joomla/index.php/klubstation/historisches-zur-klubstation


Auch aus Annaberg im Erzgebirge werden Aktivitäten bereits vor/um1925 gemeldet. In der Rufzeichenliste der Deutschen Amateurfunksender finden wir unter „KQ3“ die Radiovereinigung Obererzgebirge, die sich damals in der Gewerbeschule in der Großen Kirchgasse in Annaberg befand. Info auch direkt auf der Homepage des OV S48:

http://www.ovs48annabergdarc.de/geschichte/

Wie schon erwähnt, waren in der Anfangszeit die meisten deutschen Rufzeichen unlizenziert und eigentlich "Schwarz-Sender". Dementsprechend waren auch die QSL-Karten "eigenwillig", denn hier gab es keine Informationen zum Rufzeicheninhaber und unterschrieben wurden sie oft mit "unlis". Ein exponiertes Beispiel aus unserer Region ist diese QSL-Karte von EK4HC vom 15.02.1928 von einem schwedischen SWL "EM-smrv - Stockholm?" als Bestätigung für eine mitgehörte Funkverbindung mit OK4HC. Der Standort ist sehr "nebulös" und die Unterschrift "Unlis" !!!


 

Zum besseren Verständnis des Rufzeichenaufbaus ein Auszug aus dem FUNK-TELEGRAMM 5/2003

„…Neben der Empfangsgenehmigung der DRP erlaubte die Verfügung auch Versuche mit Empfangs-und Sendeanlagen anderer Wellenlängen als denen des Rundfunks unter strengen Auflagen wie z.B. Störabstände oder Beschränkung auf höchstens 10 Watt „Röhrengesamtnutzleistung“, und zwar nur in den Vereinslaboratorien, wo alle (der Reichspost zu meldenden) Vereinsmitglieder experimentieren durften. Versuchsgenehmigungen gab es auch für wissenschaftliche Institute, Fachunternehmen und wenige Einzelfachleute, darunter technische Reichspost-Beamte. Diese genehmigten Versuchsfunkstationen der Radiovereine, Institute, Fachunternehmen und Einzelpersonen erhielten zu ihrer Genehmigung auch eine Art Rufzeichen, wie es ähnlich die amtlichen Telegrafenstellen seit 1905 führten.

Als Rufzeichen gab es bis 1925 einen Buchstaben und eine Ziffer nach folgendem Schlüssel:

  • A0 - D9 Berlin und Umgebung

  • K0 - Q9 übriges Reich außer Bayern und Württemberg

  • V0 - X9 Bayern (ehemaliges Königreich)

  • Y0 - Y9 Württemberg (eh. Königreich)

Ab 1.1.1925 wurde vor dem Buchstaben noch ein „K“ für Deutschland gesetzt, zB.: satt „j8“ „Kj8“

Neuer Rufzeichenschlüssel der genehmigten Stationen ab 1927:

  • (E)K4AAA ff. Deutsches Reich außer Bayern und Württemberg

  • (E)K4UAA ff. Bayern (ehemaliges Königreich) und

  • (E)K4XAAff. Und (E)K4YAA ff. Württemberg (ehem. Königreich).“

Im Mittelpunkt der weiteren Recherchen habe ich natürlich, versehen mit einer gesunden Portion Lokal-Patriotismus, die Arbeit der Chemnitzer Funkamateure versucht aufzuhellen.

An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle, die dabei geholfen haben und mir sicherlich auch noch helfen werden. Als kleines Dankeschön bekommt jeder von mir ein streng limitiertes  OOTC-Award  (Old Timers Club Chemnitz).... welches neben dem DXCC und dem WAC bei Fritz Traxler schon einen Ehrenplatz bekommen hat ((:-))

 

       

 

Hier geht es weiter zu den "Pionieren" des Chemnitzer Amateurfunks in den 30er Jahren

 

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 Stand 01/2018