Geschichten und Geschichte zum Thema Amateurfunk
in der Region Karl-Marx-Stadt/Chemnitz

Chemnitzer Amateurfunk-Pioniere bis 1945

Die Chemnitzer Ortsgruppe des DASD

Der Amateurfunk hat in Deutschland und in Chemnitz eine lange Geschichte

Lange bevor es den Landeskenner ‘D’ für Deutschland (1.1.1929) gab, wurden DE-Nummern für ‘Deutsche Empfangsamateure’ ausgegeben. Rolf Formis (1896 - 1934), ein Pionier des Amateurfunks in Deutschland, der eine der wenigen Versuchs-Sende-Genehmigungen benutzen konnte, begann am 17.6. 1925 mit der Ausgabe von DE-Nummern im damaligen Reichsgebiet. Somit haben fast alle aktiven ehemaligen Chemnitzer Funkamateure auch eine DE-Nummer. Das bedeutete aber nicht, das diese Funkamateure nicht sendeten!

Schon   vor   der   Gründung   eines   DASD waren   frei   erfundene  „unlis“-Rufzeichen nach  dem  Muster  K4/EK4  (K4  1926,  EK4  1927-1928  und  später  D4  ab  1929)  mit  zwei  folgenden Buchstaben  in  der  Luft  ohne  dass  man  wissen konnte, wer war wer. Ab 1926 wurde versucht, durch den ersten Buchstaben nach der Zahl, auf den ungefähren Standort hinzuweisen.

Nach den Wirren um die Sendelizenzen von Mitte bis Ende der 20er-Jahre, wurde nach Gründung des DASD und der späteren Erteilung von Lizenzen durch die Deutsche Reichspost, Strukturen im deutschen Amateurfunk entwickelt. Aber auch danach wurden von der Deutschen Reichspost Lizenzen wieder eingezogen und neue Rufzeichen ausgegeben. Das ist ein Grund,warum bei manchen OM´s mehrere Rufzeichen aufgeführt sind.

Speziell nach 1933 gab es Bestrebungen den Amateurfunk zu fördern, da man darin auch ein Instrument für die Propagierung des Nationalsozialismus sah. Es darf daher nicht verwirren, wenn hinter manchen Namen mehrere verschiedene Rufzeichen stehen!

Hintergrundinformationen findet man u.a. hier: http://www.dokufunk.org/upload/folge_11.pdf

Die angeführten Strukturen gliederten sich Die Ortsgruppe Chemnitz war in der Landesgruppe "U" Sachsen bzw. später Sachsen-West eingeordnet.

Nachfolgende Funkamateure waren wesentlich am Aufbau der Chemnitzer Ortsgruppe beteiligt
u.a. (in alphabetischer Reihenfolge der Namen)

Bräuer, Kurt                 (DE 1782/u)
Breitfeld, Heinz            (DE 1351/u; D4RZM; D4BJU),
Brettschneider, Kurt      (D4BLU, D4PIU)
Fehrmann, Erich           (D4BPU, D4PNU)
Georgi, Ludwig             (DE 3326/u;D4AUU),
Grämer Karl                 (DE 1221/u; D4BNU)
Lange, Herbert             (DE 0859; D4BUM)
Müller, Werner             (DE 0764/u; D4JXM; D4BDM) - Ortsgruppenleiter
Sommer, Hans             (DE 1498/u; D4BQP, D4BVU, D4JGM, D4PQP, D4PQU),
Wolske, Erich               (DE 3327/u)
Zumpe, Georg              (DE 1535/u; D4BTM – bis 1934 in Chemnitz)

Nachfolgend sind aus Sichtung vorliegender Dokumente weitere Namen und Rufzeichen, Mehrfachnennung eingeschlossen. Hinweise, Korrekturen, Ergänzungen jederzeit erwünscht.

Listen geordnet nach Rufzeichen und nach Namen (Mehrfachnennung wie beschrieben) die zeitliche Vergabe der Rufzeichen ist nicht beachtet


DE-Rufzeichen mit Bezug zu Chemnitzer OM´s. Bei fehlenden Ortsangaben Hinweis auf die Quelle.
Stand bis Ende 1944



Es war nun Zufall, dass ich eines Tages ein sehr gut erhaltenes Fotoalbum aus einem Nachlass in die Hand bekam. Zunächst etwas unklar, wem es gehörte – umso erstaunlicher, was darin enthalten war. Fotografien zum Thema Amateurfunk in der 30er Jahren.

Etwas schwieriger ist es, anhand vorliegender Fotografien die Namen oder Rufzeichen zuzuordnen. Fast zeitgleich half mir Sigfried Gedel, DL1JCW aus Mittweida weiter. Er übergab mir eine DVD mit Fotografien und Dokumenten. So konnte man sehr anschaulich aus den einzelnen Berichten in dere Zeitschrift „CQ“ und den Mitteilungsblättern der Landesgruppe "U" (Sachsen) die Tätigkeit der Chemnitzer Ortsgruppe nachvollziehen. Zahlreiche Rufzeichen und Namen aus diesen Berichten konnten dann aufwendig auch verschiedenen Bildern aus dem Album zugeordnet werden.

Mit diesen Erkenntnissen konnte auch der Eigentümer des Albums ermittelt werden, und somit auch Fotografien zugeordnet werden. Von ihm selbst bzw. seiner Station. Das Fotoalbum ist offensichtlich von von Heinz Breitfeld. Es enthält viele Informationen zum Thema Amateurfunk der frühen 30er-Jahre. Schade nur, dass bei den meisten Fotografien das konkrete Datum und Bezug fehlt. Außerdem lassen sich zahlreiche angeführte Rufzeichen aus dieser Zeit schwer nachverfolgen, denn es waren die für diese Zeit typischen „unlis“ Rufzeichen – aber hier half mir Uwe, DL2SWR, mit alten Listen aus der DASD-Zeit und so konnte ich einige Rufzeichen zuordnen. (Danke 😊)

Ebenso fällt es natürlich schwer, die Frage zu beantworten: „Wer ist Wer auf den Fotografien?“  Deshalb war manchmal die Rückseite des Bildes hilfreich. Es entstand bei den Recherchen ein interessantes Bild, welche Aktivitäten damals in Chemnitz von den Funkamateuren veranstaltet wurden. Das war vor ca. 85 Jahren!!!

Nachfolgend wurden Informationen zur Geschichte der Chemnitzer Ortsgruppe aus besagtem Fotoalbum und der Verbandszeitung des DASD „CQ“ von 1933 bis 1944 zusammengetragen. Speziell die veröffentlichten periodischen Tätigkeitsberichte des Landes/Ortsgruppen – hier „U“ für Sachsen widerspiegeln sehr anschaulich die Aktivitäten in dieser Zeit und zugleich die straffe Leitung im DASD.
Dabei entstand ein interessantes Bild, welche Aktivitäten damals in Chemnitz von den Funkamateuren veranstaltet wurden.
Die Rufzeichen und Namen der einzelnen OM´s sind in der Tabelle (s.o) zusammengestellt, bzw. auf gesonderten Seiten des jeweiligen OM´s finden sich detaillierte Angaben und Fotografien.




Auszug CQ 1/1934

Auszug aus CQ 5/1934

Die Landesgruppen "U" wurden 1934 neu aufgeteilt woraus zwei weitere Landesgruppen hervorgingen
L
für Mitteldeutschland, M für Sachsen-Ost und U für Sachsen-West.Der letzte Buchstabe im Rufzeichen war nach dieser Regelung der jeweiligen LG zugeordnet. Das ist zum Beipiel bei den verschiedenen Rufzeichen einzelner OM´s in der o.g. Tabelle zu sehen.

Anmerkung: Diese prinzipielle Regelung wurde auch später in der DDR übernommen (siehe Rufzeichenaufbau mit den Bezirkskennern). In der BRD kam diese Regelung nicht zur Anwendung und es wurde die Zuordnung über Distrikte/Ortverbände-Kennungen (DOK) eingeführt. Damit ließ sich also aus dem Rufzeichen keine geografische Zuordnung mehr ableiten.

  Auszug aus CQ 7/1934

Schon zu diesen Zeiten waren die OM´s auch an direkten internationalen Kontakten interessiert - hier z.B. England . Im August 1934 erschien dieser Beitrag in der CQ bzw. im Fotoalbum wurde ein entsprechendes Bild gefunden.

Q

Die OG-Abende fanden bis zum Einzug in das neue OG-Heim hier statt:

 

...unweit des Chemnitzer Hautbahnhofs.
Quelle:  Bing maps.

Ortsgruppenleiter Werner Müller verzog 1935 nach Bautzen, Goschwitzstr. 44.
Seine Funktion übernahm im Frühjahr 1935 Hans Sommer DE 1498/u (noch ohne Sende-Lizenz!),
denn in einem anderen Beitrag wird darauf verwiesen, dass diese bereits seit einem Jahr erwartet wird!

Aber auch damals war die Kasse klamm (hi)

Zum Thema neues OG-Heim gibt es Fotos, vermutlich beim Ausbau. Der Standort ist unbekannt. Es sind gleichzeitig bis jetzt die einzigen Fotos, die mehrere OM´s der Chemnitzer Ortsgruppe abbilden.

Wer kennt davon jemand??? Zugeordnet werden konnte Hans Sommer

…und beim Antennenaufbau auf dem Dach.              Sehr rührig auch in der Öffentlichkeitsarbeit!

 

Auszug aus der CQ 5/1935 

 

Dass die Chemnitzer OM´s sehr aktiv waren, zeigen u.a. diese Informationen aus 1936 bzw.1938

 

 

Um bei fehlenden Lizenzen den DE-Betrieb interessanter zu machen, ersann man 1932 das Diplom „Deutscher Empfangsmeister“ (DEM), dem zwei Jahre später nach der vorläufigen Lizensierung das des Sendemeisters folgte. Aus allen Kontinenten musste eine bestimmte Anzahl von QSLKarten vorgelegt werden. Die DE-Nummer der so ausgelobten SWLs wurde durch ein ‘M’ zum ‘DEM’ erweitert.

 

   In der Folgezeit kamen weitere Chemnitzer DE´s dazu.

Während der Kriegszeit wurden die Aktivitäten geringer, viele OM´s mussten an die Front und ihre Spuren gingen verloren.   Den Kriegsplanungen zufolge pünktlich zum 1.9.39 (Beginn des 2. Weltkrieges) wurden zunächst sämtliche Amateurfunk-  Genehmigungen zurückgenommen und die Geräte eingezogen, eine Maßnahme, die in fast allen kriegführenden Ländern, auch in der neutralen Schweiz, erfolgte. Nachfolgend wurden sogenannte „Kriegsfunklizenzen“ ausgegeben. Interessant, dass aus dem Kreis der Chemnitzer Funkamateure Hans Sommer (mit einer Anschrift in Stettin?) und Georg Zumpe mit aufgeführt waren.  

 

Damit enden die vorhandenen Dokumente über die Chemnitzer Ortsgruppe des DASD. Viele OM´s sind in den Wirren des Krieges möglicherweise umgekommen oder in alle Winde verstreut. Nur wenige sind in Chemnitz wieder aktiv geworden.

 

Details über die "Pioniere" des Chemnitzer Amateurfunks bis 1945

 

Kurt Bräuer Heinz BreitfeldKurt BrettschneiderHans SommerErich FehrmannLudwig GeorgiKarl GrämerWerner MüllerErich WolskeGeorg Zumpe zur Übersicht Pionierezur Übersicht Geschichte

Stand 01/2018