Amateurfunk zwischen 1980 und 1991
Ab 1980 galt für
die DDR der neue Präfix "Y". Das hatte Licht- und Schattenseiten.
Positiv war natürlich die Tatsache, dass die letzten Stunden als "DM"
und danach mit diesem relativ unbekannten Präfix beste Chancen für ein
PileUp ergaben :-)
Problem war
natürlich die gesamte Rufzeichenumstellung, speziell bei den QSL-Karten.
Hatte man mit viel Mühe und Aufwand (Druckgenehmigungen,
Papierkontingente, ...) die Karten als DM gedruckt und teilweise noch
vorrätig, begann das Spiel von vorn.
Eine
Besonderheit gab es in der Form, dass nach Präfix "Y" und der Ziffer als
Unterscheidung für Einzelrufzeichen/Klubstation bzw. Sonderrufzeichen
eine zweite Ziffer als Teil des Suffixes trat. Das Mitbenutzerkonzept
(eigener Buchstabe im Rufzeichen der Klubstation) wurde beibehalten.
Am Beispiel der
Freiberger Klubstation Y59N wird das schön
verdeutlicht.
Mit Beginn der
politischen Wende gab es eine relativ unübersichtliche Situation und
ebensolche Vorstellungen über die Perspektiven des Amateurfunks in der
DDR. Zielstellung war es einen eigenen Radiosportverband der DDR zu
gründen. In den detaillierten Darstellungen von Klubstationen aus
Karl-Marx-Stadt/Chemnitz wird auf diese Thematik näher verwiesen.
Es sind
zeitgeschichtliche Dokumente, wenn man sich die Y-Rundsprüche aus dem
Jahr 1990 einmal in Ruhe durchliest.
Quelle:
https://www.dl0bn.de/archiv/1990/yrs90.htm
In Sachsen
und im Bezirk Karl-Marx-Stadt erfolgte dann, wie im gesamten Gebiet der
DDR, die schrittweise Überleitung zunächst in Strukturen des RSV, später
in die DARC- DOK-Struktur mit verschiedenen namentlichen Anpassungen der
Ortsverbände, die dann in der Folgezeit nochmals aktualisiert wurden.
Speziell in Karl-Marx-Stadt/Chemnitz betraf das diese Klubstationen bzw.
Radioklubs, die dann in die DOK-Struktur überführt wurden.
Quelle: Zur Verfügung gestellt von Uwe, DL2SWR
Die
Bezeichnungen z.B.: "N48 = RK Barkas“ ließen sich aus
dem Rufzeichen der damaligen Klubstation hier: "Y4 8ZN
= Klubstation in den VEB Barkas-Werken ex DM4CN" ableiten.
Im
FUNK-TELEGRAMM 10/14 –
http://www.qsl.at/down/ddr_38.pdf
findet man zu dieser Zeit ebenfalls zahlreiche historische Dokumente.
Weiter heißt es dort:
…Am 9. Dezember 1990 fand der erste und letzte Verbandstag des RSV e.V.
unter dem Motto „Wir sind jetzt DARC“ statt und entlastete den Vorstand.
Im letzten Rundspruch des RSV. e.V. vom 16.12.1990 verabschiedete sich
dann der RSV e.V. und beschloss die Liquidierung des Vereins im Laufe
des Jahres 1991.
Von der der Treuhandanstalt kam jedoch die Mitteilung, dass die
Eigentumsfrage nicht gelöst und der Vertrag des BTSV mit den
Sportverbänden nichtig sei. Die Klubstationen, so sie denn überhaupt
noch existierten, konnten die Geräte aber weiterhin benutzen und hatten
sie zu pflegen“. Erst im November 1992 kam es zu einer Lösung: Für 20
000 Mark kaufte der DARC das gesamte Material und überließ es den
Ortsverbänden.
Im Mai 1991 verschwanden die ersten der alten DDR-Rufzeichen und wurden
durch die bundesrepublikanischen Rufzeichen ersetzt.
Siegfried Tränkner, DL1JIM, schrieb dazu:
Für die
Einzelgenehmigungsinhaber bestand aber die Möglichkeit, sich ein
Wunschcall auszusuchen. Wir in N43 (Olbernhau) hatten das in Absprache mit Herrn
Lindner (Deutsche Bundespost) übernommen. Die Wunschliste sandten wir dann an die
DBP.
Wer es nicht gemacht hatte, bekam ein Call zugeteilt.
Verbindlich war allerdings das J nach der Ziffer, denn für N (ehemals
Bezirk Karl-Marx-Stadt) hatte man
den Rufzeichenblock mit diesem J beginnend im Suffix zugeteilt bekommen.
Zu dieser Zeit war der Präfix DM nicht verfügbar, so dass man sein altes
Call (vor der Y2-Umstellung) nicht wieder nehmen konnte. Das hob man
dann aber in den späteren Jahren auf.
Also an meinem Beispiel: Y24QN - DM2DQN (nicht machbar) - neu also
DL2JIM (auf Wunsch). Später wollte ich dann nicht nochmal ein
Rufzeichenwechsel durchführen.
So sind heute noch zahlreiche Rufzeichen aus unserem Ortsverband
(Chemnitz-Süd) mit einem "J" als ersten Buchstaben im Suffix erkennbar:
DG0JCG, DL1JAB, DL1JAC, DL1JIB, DL1JCI, DL1JDR, DL1JEF, DL1JFP, DL1JGV,
DL1JHA, DL1JHQ, DL1JIU, DL1JJB, oder auch DL5JAG, DL6JGN oder
DL8JAB
Durch das neue Amateurfunkgesetz 1997 war es allerdings wieder möglich,
die ersten in der DDR Funkamateuren zugeteilten DM-Rufzeichen zu
bekommen. Ansonsten sind der ehemaligen. DDR-Amateurfunk und seine
Besonderheiten verschwunden. Die meisten Klubstationen, die unabhängig
ihrer ideologischen Funktion stets für die DDR-Funkamateure den
Mittelpunkt ihres Wirkens darstellten, schlossen recht schnell nach dem
Beitritt der DDR zur Bundesrepublik. Ihr Untergang war gekoppelt an den
Bankrott der Einrichtungen, in denen sie sich befanden. Nur wenigen
gelang es, neue Sponsoren zu finden bzw. aus eigener Kraft die alte
Klubstation weiterzuführen oder eine neue aufzubauen.
Quelle: http://www.qsl.at/down/ddr_38.pdf
Details aus Sicht des RSV findet man in diesem Rundspruch vom
07.10.1990
https://www.dl0bn.de/archiv/1990/yrs2090.htm
Die gegenwärtige Struktur im Distrikt Sachsen mit seinen ortsverbänden findet man hier https://www.darc.de/der-club/distrikte/s/ortsverbaende/