Klubstationen in
der
Stadt Karl-Marx-Stadt
Wie erwähnt, war der Suffix für die
Klubstationen im Bezirk Karl-Marx-Stadt
DM3KxN. Der
erste Buchstabe im Alphabet wurde ausgelassen, also gab es kein
Rufzeichen DM3KAN.
Die ersten Klubstations-Lizenzen in der Stadt Karl-Marx-Stadt wurden an DM3KBN (Starkstrom-Meisterei der Deutschen Reichsbahn unter Kurt Bräuer)
und DM3KCN mit Standort damals im Rathaus von Karl-Marx-Stadt vergeben. Zu DM3KBN liegen gegenwärtig keine Informationen vor.
DM3(K)CN.
Die Lizenz DM3KCN lautete
auf den Namen von Hans Sommer. Danach dann das Rufzeichen DM3CN.
Zusammen mit Walter Kosche (späterer Stationsleiter) und einigen
Newcomern, wie Fritz Traxler, bemühte sich Hans Sommer sofort, einen
Sender auf die Beine zu stellen. Danach wechselte die Klubstation
zunächst in das
Fernmeldebauamt Karl-Marx-Stadt, danach ca. 1960 in den VEB
Industriewerke.
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Quelle: Chronik
DM3KCN, DM3CN, Y31ZN, DL0SHC – ebenso nachfolgende Bilder,
bereitgestellt von Heiko Pentzold, Dl1JJB
Hans Sommer, an anderer Stelle schon erwähnt, war der erste
Stationsleiter und natürlich auch aktiver Funkamateur, wofür eine
QSL-Karte adressiert an DM3KCN vom 7.5.1957 (s.o.) und eines der ersten
internationalen Amateurfunk-Diplome in den sozialistischen Ländern zeugt
(Rumänien, ein Contest im Sommer 1954):
Wilhelm Nagel (hier vor einem „Dabendorf“) war ebenso einer der „Macher“
des Amateurfunks und bei vielen Aktivitäten dabei, hier zusammen mit
Walter Kosche (rechts), dem späteren
Klubstationsleiter.
Interessant auch dieses Titelbild des „Funkamateur“ vom April 1955. Hier
sitzt Walter Kosche (leider nur rechts von hinten) an der Sonderstation
DMØLFM zur Leipziger Messe.
Auf dem rechten Bild sitzt Walter Kosche
vor einem TELTOW 215. Links befindet sich ein
Funkempfänger R-250 (sowjetische Bauart; 1,5, bis
25,5, MHz).
Darüber das
Fernschreibzusatzgerät R-327
für den Empfang von frequenzmodulierten Tastsignalen zur
Ansteuerung von Fernschreibgeräten. Als Fernschreibgerät sieht man
rechts im Bild den bewährten Blattschreiber T51 vom VEB Gerätewerk
Karl-Marx-Stadt.
Auf diesen Bildern sieht man Walter Kosche anlässlich verschiedener
Veranstaltungen in Karl-Marx-Stadt.
An seiner Seite (rechts) Walter
Müller.
... in gemütlicher Runde in der Klubstation
Linkes Bild: von links: die OM´s Ritter, Hermsdorf, Kosche, und Reifgerste
Rechtes Foto von links: die OM´s Rönitz, Köhler, Hahn, Ritter, Kosche, Reifgerste, Pentzold
An der Station DM3CN arbeitete auch in jungen Jahren Fritz Traxler, DM2ARD, ex DM3UCN ex
DM2BMN.
Hier sitzt Fritz Traxler als OP im Rahmen einer Präsentation im
damaligen „Sowjet-Pavillon“ in Karl-Marx-Stadt.
Das ist sein Prüfungsprotokoll:
Auf seiner DM-Prüfung von 1956 haben noch
Walter Kosche und Kurt Bräuer unterschrieben. |
Man sieht zwar die Geräte nur von der schmalsten Ansicht: Der
Steuersender, vom Hans Sommer gebaut. Verstärker,
Vervielfacher und Endstufe (P35, was sonst?) von Fritz
Traxler (auf dem Bild an der Station)
Nach
Prüfung bekam
er seine Genehmigungsurkunde Nr. 190 vom 18.12. 1956 und erhielt
das Rufzeichen DM3UCN. |
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1984, zum 30-jährigen Bestehen resümierte man in der Chronik:
Aus der Chronik ist zu entnehmen, dass aus
DM3CN ab 1980
Y3 1ZN wurde. Mit Gründung
des RSV de DDR wurde kurzzeitig die Bezeichnung N31 vergeben, die dann
in den DARC zunächst als „S43 Chemnitz 1“, später dann Chemnitz-West
(S43).
In der Chronik heißt es weiter:
Gegenwärtig (Stand Frühjahr 2018) befindet sich der OV in Auflösung. Ein
Teil der OM´s ist zum S 54 gewechselt.
DM4CN
Der Ursprung des Klubstationsrufzeichens ist eigentlich
DM3LCN
und wurde von Wilhelm Nagel an der Friedrich-Engels-Oberschule in
Karl-Marx-Stadt vergeben. (Also die DM3L-Rufzeichen waren die
Fortführung der DM3K-Suffixe von Klubstationen)
Nachdem Weggang von Wilhelm Nagel an die Technische Hochschule
Karl-Marx-Stadt und damit Auflösung der Klubstation Wurde DM3LCN
liquidiert und als
DM4CN
an VEB GERMANIA vergeben, dann aber (1961) an die VEB
Barkas-Werke übertragen.
Auf dem Bild ist Bernd Schönherr (Heute DL8JAB) an der ersten selbst
gebauten Station zu sehen.
Die
Geschichte von
DM4CN
- zum 50-jährigen Bestehen der Klubstation (heute Ortsverband S54
–
DFØCHE) hatte ich in zwei Videos aufbereitet:
-
Teil 1 (Länge: 14:50) (
https://www.youtube.com/watch?v=zpnViUc2WA8 )
-
Teil 2 (Länge: 14:53) (https://www.youtube.com/watch?v=AELeVtFswFw
)
Sehr
ausführlich ist die Geschichte auch auf der Homepage
http://df0che.darc.de/chronik.html
bzw.
http://df0che.darc.de/aktuell.html
dargestellt.
Da DM4CN die Klubstation der Barkas-Werke (Hersteller von
Kleintransporter) war, gehörte natürlich ein Kleinbus zur komfortablen
Ausrüstung – auch als
DM4CN/m bzw. als
Y4 8ZN/m.
Eine weitere Besonderheit war die Vergabe von Ausbildungsrufzeichen,
also einem "A" nach der Ziffer.
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Nach dem Präfix-Wechsel "DM" >>> "Y" wurde aus DM4CN so Y4 8ZN, , später dann DF0CHE.
1990 wurden die VEB Barkas-Werke liquidiert und das Unternehmen wurde vom Volkswagen-Konzern übernommen. Große Teile der alten Gebäude auf dem Betriebsgelände wurden abgerissen, wovon auch der Standort der Klubstation betroffen war.
Damit war für eine Amateurfunkstation kein Platz mehr und man musste sich nach einem neuen Standort umsehen. Im nahegelegenen EUROPARK auf der Schulstraße in Chemnitz konnte die Klubstation des zwischenzeitlich gegründeten OV S54 im DARC mit dem Rufzeichen DFØCHE eingerichtet werden. Für spezielle Aktivitäten (Conteste) wurde und wird das Rufzeichen DM2C zusätzlich verwendet.
Quelle: Bing
Maps
Nach 17 Jahre waren aber auch hier „die Messen gesungen“, denn der
Vermieter hatte Konkurs angemeldet und uns eine kurzfristige Kündigung
serviert. Nach längere Suche gelang es dann ein neues QTH in Chemnitz
auf der Altchemnitzer Straße 52/54 zu finden.
An dieser Stelle ein besonderes Dankeschön für die großzügige
Unterstützung des Vermieters der DOMOS Hausverwaltung GmbH in Chemnitz.
Mit nicht unerheblichen Aufwand wurde aus einer zwischenzeitlich
angemieteten Garage das gesamte Equipment in das neue QTH verbracht.
DM3LN
Die Station war in einem kleinen Nebengebäude des Karl-Marx-Städter
Pionierhaus untergebracht. Ich kann mich noch selbst an die Besuche in
dem engen Shack und an die Cubical-Quad-Antenne (Träger aus Bambusrohr)
erinnern, die fast bei jedem Sturm Probleme bereitete.
Mehrere OM´s des späteren S54 sind in dieser Klubstation groß geworden
z.B.:
·
Heinz, ex DM3TLN, später DM2BON, DL2JON
(sk 2007)
·
Rainer, ex DM3MLN heute DL2YN) oder
·
Jürgen, ex DM3JLN heute DL1JAC.
DM3 LN am Standort Pionierhaus wurde ca. 1964/1965 aufgegeben. Die
Hintergründe dafür sind bis heute „nebulös“ und ließen viel Spielraum
für Interpretationen zu.
Die Technik wurde zu DM6AN in die Schloßstraße überführt. Der Großteil
der OM´s hatte zwischenzeitlich Privatlizenzen und arbeitete aktiv im
Karl-Marx-Städter Amateurfunk.
Rainer
DL2YN (ex DM2BYN) arbeitete
z.B. als Diplom-Manager in Karl-Marx-Stadt. Rainer ist auch heute noch
aktiver DXer und jederzeit Ansprechpartner für alle technischen Belange
im OV S54.
Heinz
DL2JON (ex DM3TLN, DM2BON, Y30BON, Y22ON, leider SK 2007)
war QSL-Manager. Selbstlos und bereitwillig stand er jederzeit
zur Verfügung, wenn für Portabeleinsätze, Bauprojekte oder die
Ausbildung neuer OMs helfende Hände benötigt.
Das Rufzeichen DM3LN wurde später neu vergeben und Träger wurde der VEB
Robotron in Karl-Marx-Stadt auf der Ernst-Thälmann-Straße 7.
Dort arbeiteten mindestens 10 Funkamateure und deshalb musste eben auch eine Klubstation sein. Treibender Keil war der inzwischen verstorbene Günther Mühle. Günther konnte aber nicht Stationsleiter werden, weil er nur die damalige UKW-Lizenz besaß. So "opferte" sich Helmut Osterberg. Das Rufzeichen DM3LN ist Zufall. Es wurde offensichtlich gerade frei, nach 1980 in Y3 8ZN gewandelt
Die Station bekam im Robotron-Haus einen Raum in der 6.Etage, wurde aber
nie richtig qrv. Es gab ein Antennenproblem. Es war nämlich schon eine
Antenne auf dem Dach verspannt. Die gehörte aber zum
Droitwich-Empfänger, den die
TKO – (Technische
Kontroll-Organisation von ROBOTRON) im Haus
betrieb, um die Messgeräte damit zu eichen.
1990 wurde ROBOTRON liquidiert, das Gebäude verkauft und die Klubstation
gab es nicht mehr.
Quelle: Jürgen
Hermsdorf, DL3JGN ex. DM3YCN, DM2CJN
DM5DN
Eberhard Fritzsche, Stationsleiter, erinnert sich:
Ich bin
seit 1954 SWL (DMØ324/N), ab 1963 DM3PCL und ab 1964 DM5DN.
Wir
begannen 1952, unter Leitung von OM Kurt Bräuer (ex DM2ABN), unsere
Funkausbildung in der Starkstrommeisterei der Deutschen Reichsbahn auf
der August-Bebel-Straße in Karl-Marx-Stadt. Dort entstand auch eine
Station, das Rufzeichen ist mir nicht mehr bekannt (vermutlich DM3KBN) ,
sie wurde von Kurt betrieben und war auf 10m qrv.
DM5DN
wurde im damaligen Reichsbahn Ausbesserungs Werk (RAW) errichtet und war ab 5.11.1965 qrv,
geleitet von Eberhard Fritzsche
Hier (rechts im Bild) an der Station mit Bernd Schumann
Die Station bestand aus einem 60 Watt Eigenbau Sender für 80m, 54m Langdraht-Antenne in 25m Höhe, Empfänger Dabendorf. 1970 erhielten wir einen Teltow 215 b und es wurde die Langdraht-Antenne durch eine W3DZZ ersetzt.1980 dann das neue Rufzeichen Y63ZN.
Nach
der Wende DL0CAW, unter diesen Call waren wir am Standort nicht mehr
qrv.
Das Rufzeichen DLØCAW wird noch genutzt, Ansprechpartner
Andreas Adasch DL6JAD
DM6AN
1964 wurde die Klubstation DM6AN aufgebaut, die dann als Klubstation des
Bezirksradioclubs fungierte und damit die Aufgaben von DM3LN übernahm.
Die Stationen mit der Ziffer „6“ waren in jedem Bezirk die
Rundspruchstationen, wie DM6AA, DM6AB, DM6AC, …
Der Stationsraum befand sich in Karl-Marx-Stadt, Schloßstraße 7 im 4.
Stock. Als Sender fungierte ein alter Marine-Sender „Ehrenmal“.
In der Klubstation kam die Ausführung
Lo200FK36, Frequenzbereich 3,0-23,8
kHz
und einer Ausgangsleistung von 200 Watt zum Einsatz. Diese Sender, die
auch über die GST an andere Klubstationen ausgegeben wurden, stammten
aus Lagerbeständen der DDR-Marine.
Das ist das einzige Foto aus dem Shack von DM6AN
Quelle: DM6WAN
Die etwas eigenartige Bezeichnung des Senders stammt daher, dass die
einzelnen Einschübe in einem Sammelschrank waren dessen seitliche
Versteifungen dem Marine-Ehrenmal Laboe ähnlich waren.
Diese „Ehrenmal“-Sender wurden um 1936 von der Firma Lorenz eingeführt
und auf den sogenannten Dickschiffen der damaligen Kriegsmarine, so z.B.
auf den Linienschiffen „Schleswig Holstein“ und „Schlesien“, aber auch
als 200-W-Sender auf Zerstörern und Hilfskreuzern als Telegrafiesender
eingesetzt. Beide Typen sind auch auf Landstationen bei der Marine, dem
Heer und der Luftwaffe eingesetzt worden. Es gibt eine ganze Baureihe
dieser Sender.
Quelle:
http://www.seefunknetz.de/laboe.htm
Fritz Traxler kommentiert diesen Beitrag:
Die Firma Lorenz stimmt, aber das Baujahr nicht 1936, frühestens 1943.
Lorenz war zu dieser Zeit wegen den Kriegseinwirkungen von Berlin nach
Dabendorf bei Zossen gezogen.
Der Ehrenmal-Sender wurde dort gebaut. Es gab 2 Versionen: Der Große mit
800 Watt HF und die kleine Ausführung mit 250 Watt HF. Den 800
Watt-Sender hatte ich noch in Strausberg (NVA 58-60).
AM-Modulation mit Bremsgitter. Diese Röhre ist für G3-Modulation
extra ausgelegt. Da Entwicklungsjahr muss definitiv nach ca. 1939
gewesen sein: Telefunken
hatte diese Röhrenreihe, zu der auch die P35 gehört, erst 1937/38 in
Vorgriff auf den Krieg entwickelt.
Als Empfänger wurde zunächst der beschriebene „Dabendorf“, danach ein „Erfurt AWE 188“
verwendet.
Quelle:
https://www.radiomuseum.org/r/funkwe_erf_allwellenempfaenger_erfu.html
Später kam dann noch selbst gebaute UKW-Technik und eine 9el Beam für 2m
dazu.
Eine quer über dem Hof gespannte Windom-Antenne brachte zwar gute
Amateurfunk-Ergebnisse auf Kurzwelle, aber auch manchmal Ärger. Eine
kleine Kirchgemeinde in der Nachbarschaft hatte dann bei Funkverkehr mit
ihrer neuen Elektronen-Orgel Musik Probleme. (sri!)
Steffen, DM6WAN; Siggi; ex DM6LAN; Jochen ex DM6AN; Wolfgang ex DM6SAN;
Rudi ex DM6ZAN;
Gerd, ex DM6TAN und Dieter, ex DM6OAN
Ca. 1970 zog der Bezirksradioclub in ein Objekt auf der Stollberger
Straße. Dort war man ab 1980 unter
Y6 1N und noch 1991 unter
Y7 7XN qrv.
Während des politischen Umbruchs zwischen 1989 und 1991 gab es viele
Veränderungen. Dazu zählte u.a. die Gründung des Radiosportverbandes der
DDR und damit eine weitestgehende Lostrennung des Amateurfunks von der
Gesellschaft für Sport und Technik.
Quelle: Jürgen
Herzog, DL1JDR, ex Y2 7EN
Anfänglich gab es Euphorie über die neue Selbständigkeit die jedoch jäh
beendet wurde. Offensichtlich war das verschiedenen Leuten ein Dorn im
Auge oder man konnte das Thema Amateurfunk in der neuen „Freiheit“ nicht
einordnen.
Nachdem das fast total zerstörte Objekt aufgegeben wurde, wechselten
einige OM´s in den Ortsverband S54, der noch als einziger OV eine eigene
Klubstation besaß oder verblieben im OV S47, jedoch ohne eigene
Klubstationsräume oder arbeiteten von da ab ausschließlich mit dem
eigenen Rufzeichen von zu Hause.