Geschichten und Geschichte zum Thema Amateurfunk
in der Region Karl-Marx-Stadt/Chemnitz

Chemnitzer Funkamateure (bis 1945)                 

Bretschneider, Kurt, (DE 1546/u, D4BLU, D4PIU).

Geboren am 26.April 1900 in Kändler bei Limbach, Kreis Chemnitz. Besuchte ab 1924 das Technikum Mittweida und war in der Chemnitzer Ortsgruppe des Landesverbandes Sachsen (U) aktiv.

Aus dem Mittweidaer Archiv von DL1JCW diese Informationen zu seiner Studienzeit am Technikum Mittweida, die freundlicherweise von Volkmar Bretschneider (Groß-Cousin von Kurt Bretschneider) zur Verfügung gestellt und mit seiner Genehmigung veröffentlicht werden können.

http://dm6wan.darc.de/geschichte/web/Pioniere/Grafik/img1F_small.gif        

1. Reihe, 2. von lins

http://dm6wan.darc.de/geschichte/web/Pioniere/Grafik/img2A.jpg

Diese Fotografie zeigt Kurt Bretschneider mit seinem Bruder Georg vor transportablen Amateurfunk-Stationen (im Koffer!!!). Die Kofferfotos sind aus der Schwarzsendezeit 1927 bis 1929. Winter (dicke Pullover) also höchstwahrscheinlich Winter 1928/29.
Volkmar Bretschneider bemekte zu diesen Fotografien, dass offensichtlich beide Brüder „gefunkt“ haben. Aus Erzählungen ist ihm noch in Erinnerung:

Georg hat immer behauptet, sie wären unter den ersten Funkamateuren Deutschlands gewesen. Die Station wurde dazu "portabel" in die beiden Koffer eingebaut. Wenn gesendet wurde, mußte jemand „Schmiere“ stehen und das Peilfahrzeug der Post rechtzeitig melden.  Es hat dann auch mal geklingelt und da haben sie schön langsam die Mutter vorgeschickt. Man wohnte in der elterlichen 2-Zi.-Wohnung zu viert, während die Koffer versteckt wurden. Die Beamten haben nichts gefunden. Es war offensichtlich dunkel, denn die Fenster waren zugehängt und die Antenne hat man glücklicherweise nicht entdeckt.

Beide Brüder waren studierte Musiker (Konservatorium Zwickau), Kurt Cellist. Sie konnten in Deutschland trotz großer Bemühungen nicht als Musiker Fuß fassen. Kurt begann das technische Studium in Mittweida, das er aber selbst finanzieren mußte.

Georg ging ab 1929 als Musiker mehrere Jahre in die Schweiz (Kurorchester Bad Ragaz und Stummfilm-Begleitmusiker im Kino in St. Moritz, im Winter). Damit lässt sich eigentlich das Foto zeitlich gut einorden, denn es muss vor dem Weggang von Georg (1929) gemacht sein.

 

Foto für OM Breitfeld mit der Widmung:

Meinem lieben D4BJU, OM Breitfeld von seinem D4BLU, Kurt Brettschneider, Limbach Sa. 

 Nachfolgende Ausschnitte aus den "CQ" über die erfolgreiche Tätigkeit von Kurt Brettschneider, D4BLU.


http://dm6wan.darc.de/geschichte/web/Pioniere/Grafik/img40.jpg

http://dm6wan.darc.de/geschichte/web/Pioniere/Grafik/img41.jpg

 

In der CQ 4 / 1939 wird er mit seinem geänderten Rufzeichen D4PIU und Leipziger Anschrift als Technischer Referent des LV Sachsen geführt.

Nach dem Krieg führte Kurt Brettschneider selbständig eine Reparaturwerkstatt Radio/Fernsehen (1955) später als PGH (Produktions Genossenschaft des Handwerks). 1958 stirbt er kinderlos angeblich an Herzkrankheit, evtl. auch an zu hohen Feldstärkedosen des Senders Leipzig. Über Amateurfunk-Aktivitäten ist nichts bekannt.

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Breitfeld, Heinz  (DE 1351/u, D4BEM, D4RZM dann D4BJU)

 

 

 Heinz Breitfeld ist auf diesen Fotografien im Kreis Chemnitzer OM´s zu sehen (1933). Die anderen Fotografien können anhand des Rufzeichens eindeutig seiner Funkstation zugeordnet werden.

   

…und dass ist seine Station:

    

Damit kann ihm auch das eingangs dargestellte Bild der Funkausstellung von 1933 (D4BJU) zugeordnet werden.

Dieses Dokument   fand  Gerhard Hoyer, DJ1GE, in einer alten Zeitschrift "Sonntagsblatt"
vom 6. Juni 1937

Heinz Breitfeld war offensichtlich ein sehr engagierter OM und auch beruflich gut situiert. Perfektes Outfit, eine sehr gut gebaute und für die damalige Zeit anspruchsvolle Stationsausrüstungen und offensichtlich interessante Reisetätigkeit mit vielen in- und ausländischen Kontakten. Aus dieser Periode gibt es auch zahlreiche Fotografien ausländischer OM´s, offensichtlich direkte Kontakte von Heinz Breitfeld.

        

 

         

 

 

 

 

Aber auch in der Ortsgruppe Chemnitz in der 30er-Jahre ist sein Name sehr oft genannt.

Quelle: CQ 5/1935

 

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Zumpe, Georg  (DE 1535, D4BTM, D4LKM)

Hier (links) neben Hans Sommer, dem späteren Ortsgruppenleiter.

Links im Bild ist die Funkstation von Heinz Breitfeld zu sehen (s.a.a.O)

 Georg Zumpe studierte bis 1934 an der Chemnitzer Akademie für Technik (Vorgänger der TU Chemnitz) und war bis dahin u.a. für den Ausbildungsbetrieb in der Ortsgruppe des DASD verantwortlich.

  

 Auszug aus CQ 5/1934

Durch Umzug (1934) nach Seifersdorf nutzte er später das Rufzeichen D4LKM.

Quelle: Jürgen Zumpe

 Interessant, dass der Sohn von Georg Zumpe, Herr Jürgen Zumpe, auf Grund der Veröffentlichungen zur Geschichte der Chemnitzer DASD-Ortsgruppe, Kontakt zu uns aufgenommen hatte.

Am Rande des ILLW 2018 besuchte er uns in Moritzburg und es kam zu einem sehr netten Gespräch über seinen Vater.

Hier mit OVV Veiko, DM9TT und Steffen, DM6WAN

Er berichtete, dass u.a. Heinz Breitfeld einer seiner besten Freunde war. Ein Foto trägt auch auf der Rückseite die Widmung

 1.12.1937    Viele Grüße von Deinem Freund Georg

 

 Quelle: DM6WAN

Georg Zumpe war einer der wenigen Inhaber der Kriegs-Sende-Genehmigung und arbeitete fast bis Kriegsende auch in der DASD-Zentrale.


 

Quelle:  C.U. Körner "Geschichte des Amateurfunks" (Manuskript-Druck 1963)

Georg Zumpe war nach dem Krieg im VEB Sachsenwerk Radeberg beschäftigt. Sein Arbeitsgebiet war die Versorgung des Werkes mit Elektro- und Wärmeenergie. Diese Tätigkeit übte er auch in den Nachfolgeunternehmen VEB Rafena-Werke Radeberg und VEB Robotron-Elektronik Radeberg bis zum Eintritt ins Rentenalter aus.

Über dieses Unternehmen gibt es eine interessante Geschichtsschreibung, in der auch Georg Zumpe namentlich erwähnt wird.

http://fesararob.de/Publikation/Thote/fe-rob%20Geschichte3.pdf

 

Seite 15:

 Als Funkamateur hat er sich nach 1945 nicht wieder betätigt. Ungeachtet dessen, war die Welt des Rundfunks eins seiner Hobbys. Er hat die ganzen Jahre auch immer wieder Zeit am Kurzwellenempfänger verbracht und auf den Amateurbändern QSO´s im Tastfunkbetrieb mitgehört. Mit mehreren Funkamateuren aus der gemeinsamen Chemnitzer Zeit hatte er auch noch nach 1945 viele Jahre freundschaftliche Kontakte gepflegt.

 Quelle: Jürgen Zumpe


Sommer, Hans
(DE 1498/u, D4GJM, D4BVU, D4PQP, D4PQU, DM2AEN)

Zu Hans Sommer gibt es zahlreiche Informationen aus der DASD-Zeit und aus der Zeit nach dem Krieg, wo er als Amateurfunk-Aktivist in Chemnitz Geschichte schrieb.

Im Fotoalbum diese Bilder vom Juni 1932. Interessantes Detail: Die Morsetaste – zu dieser Zeit noch ohne offizielle Sendegenehmigung.

   

 

  

Auf dem oberen linken Bild im Kreis der Ortsgruppe Chemnitz 1933 rechts aus 1935, unten im Oktober 1939 in seinem Grundstück (?)

    

 

Hans Sommer war in der Ortsgruppe sehr aktiv. Beleg dafür u.a. diese Mitteilungen in der „CQ“ vom Frühjahr 1935.

Frühzeitig war er einer der Ersten die den Titel eines Deutschen Empfangs Meisters (DEM) verliehen bekamen.

In den Unterlagen von Jürgen Hermsdorf DL3JGN, findet sich dieser Hinweis:

Nach diesen Informationen muss Hans Sommer von 1935 bis 1938 in Stettin gewesen sein?

 

 

Diese Details geben mehrere Rätsel auf:

Sein Aufenthalt in Stettin, mit dem Rufzeichen D4pqb, ist von 1935 bis 1938 (danach wieder als D4pqu in Chemnitz) – lt. dieser Liste aber 1944 in Stettin?

Wie er zu einer Kriegsfunk-Genehmigung kam und ein Bezug zum Standort Stettin ist unbekannt. Viele Vermutungen und Gerüchte gibt es zur Vergabe dieser Lizenzen. Es liegt nahe, dass dafür nur ausgesuchte und „systemtreue“ OM´s in Frage gekommen sein sollen.

 W.F.Körner, DL1CU, beschreibt diese Situation in seinem Buch „Geschichte des Amateurfunks“ auf Seite 163:

„…Die Annahme der Alliierten, nur mindesten 150prozentige Nazis könnten solche Kriegsfunklizenzen bekommen haben, war völlig aus der Luft gegriffen. Es wurden weder Parteimitgliedschaft noch sonstige Zugeständnisse verlangt. Leute, die politisch völlig desinteressiert, ja absolut „links“ eingestellt waren, tauchten sogar eines Tages als Lizenzinhaber auf.“

Nach dem 2. Weltkrieg war Hans Sommer in Chemnitz/Karl-Marx-Stadt einer der ersten Funkamateure, die den Amateurfunk wiederbelebten, u.a. mit der ersten Klubstation im Rathaus der Stadt. (s.a.a.O.) Mit einer aktiven Rolle im NS-System wäre eine solche persönliche Aktivität von Hans Sommer mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht möglich gewesen. Deshalb liegt es nahe, der Argumentation von OM Körner zu folgen.

Die Bedingungen für die Kriegs-Sendegenehmigungen hat Dr. Eckart Viehl, DJ3JD, auf seiner Homepage veröffentlicht.

Quelle: http://www.viehl-radio.de/homeda/chronik/wehrmacht.pdf

 

Dank moderner Medien war es sogar möglich, diese Anschrift zu recherchieren. Die Straße Pölitzer Chausee mit Haus Nr. 80 hat heute den Namen „Aleja Wyzwolenia“ und zum Erstaunen gibt es davon sogar ein Google-Street-Bild (wenn Bilder reden könnten - hi)

 

Quelle: Google Street

Nach dem 2. Weltkrieg war Hans Sommer in Chemnitz einer der ersten Funkamateure, die den Amateurfunk in Chemnitz  wiederbelebten. (s.a.a.O.)


 

Kosche, Walter (DE 6947/u; DM2AIN)

Aus den DASD-Zeiten liegen sein Mitgliedsausweis des DASD und eine SWL-Karte vor. Details in den CQ-Zeitschriften finden sich keine.

  

Walter Kosche gehörte nach dem Krieg mit zu den Pionieren des Wieder-Aufbaus des Amateurfunk. Dazu auch a.a.O. unter Klubstationen in Karl-Marx-Stadt (DM3CN) als SWL (DMØ117/H), bzw. DM2AIM (mit Druckfehler auf der QSL-Karte mal sehen wer es merkt   hi)

 

                

Freundlicherweise bereitgestellt von J. Kosche (Sohn von Walter Kosche)



Bräuer, Kurt (DE 1782/u, DM2AEN)

Kurt Bräuer wird in den vorliegenden Unterlagen erstmalig im Rahmen der Vorbereitung auf die Funkausstellung in Chemnitz namentlich benannt:

Weitere Informationen konnten in den Vorkriegs-Unterlagen nicht gefunden werden.

Kurt Bräuer war jedoch nach dem Krieg der „Motor“ des Amateurfunks in Chemnitz (Karl-Marx-Stadt) s.a.a.O.

Er arbeitete als Meister in der Starkstrom-Meisterei der Deutschen Reichsbahn.  Neben seinem persönlichen Rufzeichen, DM2ABN, leitete er die von ihm in den Anfangsjahren errichtete Klubstation DM4IN, später dann unter den Rufzeichen DM5DN, Y6 3ZN bzw. DLØCAW

Er verstarb 1977.


Georgi, Ludwig (DE 3326/u; D4AUU),

Von Ludwig Georgi liegt eine DE-Karte aus 1936 vor  (Quelle: Gerd Hoyer)

Ab 1938 wird er zunächst als kommissarischer Landesverbandsführer…

...weitere Dokumente verweisen darauf, dass danach Landesverbandsführer von Sachsen (u) fungierte. (Siehe Unterschrift auf den Mitgliedsausweisen).

    

 

Dr. Christoph Schmelzer (DE0078, EK4HK, EK4AAR und D4BIU)

                                   

Quelle: https://www.gsi.de Quelle: Amateurfunk im Wandel der Zeit,

Christoph Schmelzer zählt nicht direkt zur Gruppe der Chemnitzer Funkamateure. Er war aber einer der bedeutendsten Funkamateure aus wissenschaftlich-technischer Sicht und seiner Zeit weit voraus. So war er, bezugnehmend auf seine niedrige zweistellige DE-Nummer, frühzeitig mit dem sächsischen bzw. mitteldeutschen Amateurfunk verbunden. Ebenso seine ersten (unlis)-Rufzeichen EK4AAR bzw. EK4HK. Mit seinem Wohnort Lichtentanne in der Nähe von Zwickau gehörte er zum Bereich der Landesgruppenleitung 12 des DASD (Sachsen/Vogtland - Leitung Max Drechsler).

Quelle: Grünberger Liste

Im Rufzeichenverzeichnis der ARRL von 1934 wird er aufgeführt:

Christoph Schmelzer wurde am 17. November 1908 in Lichtentanne in Sachsen geboren; Er legte in Zwickau sein Abitur ab und begann 1928 an der Technischen Hochschule in München Chemie zu studieren. Nach zwei Jahren wechselte er die Universität, er ging nach Jena, und - wahrscheinlich signifikanter - er wechselte das Fach: Er begann das Studium der Physik, das er 1935 mit der Dissertation über "Absolutmessung dielektrischer Verluste bei hohen Frequenzen" abschloss. Sein Doktorvater war Max Wien.

Nach 10-monatiger Tätigkeit als Privatassistent bei Max Wien folgte Herr Schmelzer einer Einladung in die USA, wo die Arbeiten über das dielektrische Verhalten von Elektrolyten fortgesetzt wurden.

 Quelle: (Auszug: „GSI trauert um ihren ersten Wissenschaftlichen Direktor“)

 

Aus dieser Zeit stammen offensichtlich auch diese Veröffentlichungen

                 

Quelle: https://archive.org/details/QST_1937_07

Ebenso konnte ein Verweis aus der sogn. Grüneberger Liste darauf deuten, dass er in den USA 1935 eine Lizenz "AA6" besaß (?)

 

1938 wird er als „Alt-Amateur“ geehrt:  CQ 10/1938

1939 kehrte Christoph Schmelzer nach Deutschland zurück und wurde 1. Assistent von Georg Goubeau am Technisch-Physikalischen Institut der Universität Jena, wo er sich bis Kriegsende mit Physik und Technik der Dezimeterwellen befasste.

 Von Jena aus arbeitete er dann auch wieder als Funkamateur. OM Schmelzer war auf Grund seiner fachlichen Qualifikation einer der wenigen OM´s, die auch eine Kriegs-Funk-Sende-Genehmigung hatten.

 (s.QSL-Karte von 1941/42 bestätigt ein QSO mit Georg Zumpe, D4LKM, ebenfalls einer der wenigen Kriegs-Funk-Sende-Genehmigungs-Inhaber)

 

Trotz vielfältiger Recherchen gibt es keinen Hinweis darauf, dass er nach dem Krieg wieder Funkamateur wurde.

 

Prof. Dr. Christoph Schmelzer verstarb am 10.06.2001. In einem Nachruf heißt es:

…Für seine herausragenden Beiträge zur Beschleunigerphysik und zur Wissenschaftslandschaft in Deutschland erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, Ehrendoktorwürden sowie im Jahr 1978 das Bundesverdienstkreuz. Wir verlieren einen warmherzigen und bescheidenen Menschen, der stets für alle Anliegen der GSI-Mitarbeiter offen war. Sein Tod bedeutet den Verlust einer Leitfigur für die wissenschaftliche Forschung. Wir werden Christoph Schmelzer stets in guter und dankbarer Erinnerung behalten.

Von nachfolgenden Chemnitzer OM´s  Carl Grämer, Erich Fehrmann, Christoph Schmelzer F. Wirth, und Werner Müller
gibt es QSL-Karten (Quelle: Jürgen Zumpe)

 

Weitere Informationen werden noch im Archiv der TU Chemnitz recherchiert oder
gibt es weitere QSL-Karten von Chemnitzer Funkamateuren aus der Zeit bis 1945?


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