Geschichten und Geschichte zum Thema Amateurfunk
in der Region Karl-Marx-Stadt/Chemnitz

Start Amateurfunk in der DDR - Schwieriger Anfang

In der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) suchten Altamateure wie überall den Kontakt zu Gleichgesinnten. Während im Westen unter teilweiser Duldung der Besatzer Hunderte von Schwarzrufzeichen aller Art in der Luft waren, war im Osten Deutschlands jeglicher Funkbetrieb untersagt. Auf lokaler Ebene genehmigten einige Gemeindebehörden örtliche Funkvereine, so z.B. in Sachsen, wo man eine Zeit lang versuchte, ein lokales ,,CQ'' nach DASD-Muster herauszugeben. Für den Bau von Empfängern oder gar Sendern fehlte damals jegliches Material. Es musste auf Wehrmachtseinzelteile zurückgegriffen werden, denn Surplus-Material (engl. für Überschuss, nicht mehr benötigtes militärisches Material) stand nicht zur Verfügung.

Jenaer Versammlung 1951

Schwierig war das Unterkommen der Amateure in einer Organisation. Man versuchte es beim ,,Kulturbund für die demokratische Erneuerung Deutschlands“ und bei der „Kammer der Technik''. Ein geplanter Amateurfunkverein, etwa ein „DARC/Ostzone“ oder DARC/DDR scheiterte an geopolitischen Lage. Obwohl die Versammlung selbst zu keiner Vereinsgründung führte, war ein Anfang gemacht, und die am Amateurfunk in der DDR Interessierten hatten auf sich aufmerksam gemacht. Aber erst die am 7. August 1952 gegründete GST (Gesellschaft für Sport und Technik), gab den potenziellen Funkamateuren der DDR in den Sparten ,,Funktechnik, Fernmeldetechnik, Fernschreibtechnik' eine Organisation und ab Januar1954 regelmäßige Rundspruch­sendungen.

 Mit freundlicher Genehmigung der Redaktion der CQ DL "Zeit zurückgedreht" - DARC-Verlag, S 42 – 44

Die erste offizielle Erwähnung des Amateurfunks auf dem Gebiet der DDR gab es 1950 im Rahmen der Freien Deutschen Jugend (FDJ). Dort gab es die „Interessengemeinschaften für Sondersportarten“, aus denen die Gesellschaft für Sport und Technik (GST) hervorging.

Die GST gab dann die Zeitschrift Sport und Technik heraus, die regelmäßig nachrichtentechnische Beiträge enthielt. Daraus entstand die Zeitschrift "Funkamateur", die nach der Wende privatisiert wurde und bis heute existiert. Siehe auch:

http://www.funkamateur.de/tl_files/downloads/artikel/50_Jahre_FA.pdf

Am 17. Februar 1953 wurde die „Verordnung über den Amateurfunk“ verkündet.

 

Das komplette Gesetzblatt ist auf einem Server der CIA gespeichert?!

Quelle http://www.funkamateur.de/nachrichtendetails/items/CIA1701.html

Auch bei den Klubstationen kann man aus dem Suffix ungefähr die Reihenfolge der Lizenzerteilung feststellen, beginnend mit den Buchstaben in Reihenfolge des Alphabets.  Fest stand der letzte Buchstabe im Suffix - für Karl-Marx-Stadt das "N". Wie bei den ersten Privatlizenzen begann es mit DM3(K) B, C, D, ... (Das "K" stand, wie beschrieben für Klubstation und wurde 1956 nicht mehr verwendet). Nach dem Aufbrauch der DM3-Präfixe wurden dann DM4- und DM5-Präfixe verwendet.

In dieser Reihenfolge waren DM3KBN („A“ wurde nicht ausgegeben, „B“ als Rufzeichen für eine Ausstellungsstation - dieses Rufzeichen wurde offensichtlich nie genutzt) und DM3KCN eine der ersten Klubstationen in Karl-Marx-Stadt mit Standort damals im Rathaus von Karl-Marx-Stadt. Die Lizenz lautete auf den Namen von Hans Sommer.

Zusammen mit Walter Kosche und einigen Newcomern (z.B. Fritz Draxler) bemühte sich Hans Sommer erfolgreich einen Sender auf die Beine zu stellen und es gelangen die ersten QSO. Danach wechselte die Klubstation vom Rathaus, zunächst (1957-1959) in das Fernmeldebauamt Karl-Marx-Stadt, danach ca. 1960 in den VEB Industriewerke Karl-Marx-Stadt. Walter Kosche wurde zu dieser Zeit Stationsleiter.  (s.a.a.O)

Diese Regelung, dass Klubstationen in einem volkseigenen Betrieb (VEB) integriert wurden, brachte viele Vorteile. So gab es aus dem Budget des VEB bestimmte Mittel im Rahmen der gesellschaftlichen Arbeit, Bereitstellung von kostenlosen Räumlichkeiten, Übernahme der Betriebskosten usw..

Aber zunächst zur allgemeinen Entwicklung des Amateurfunks nach dem 2. Weltkrieg im Osten Deutschlands bzw. der im Oktober 1949 gegründeten DDR.

In den ersten Jahren nach 1953 war dem Amateurfunk in der DDR der Präfix „DM“ zugeordnet. Bei Sonderstationen fand auch vereinzelt das Präfix „DT“ Anwendung. Die Gesellschaft für Sport und Technik förderte durch materielle Zuwendungen die Errichtung sogenannter Klubstationen, an denen mehrere Funkamateure die meist selbst gebaute Technik gemeinsam nutzen konnten.

Den Klubstationen wurden auch neue kommerzielle Geräte – Beispiele sind der KW-Empfänger „Dabendorf“ sowie der Transceiver „Teltow 215B…215D“ – sowie auch ausgesonderte Geräte der bewaffneten Organe der DDR zur Verfügung gestellt.

Neben dem Klubstationsleiter (Chefoperator) gab es lizenzierte sogenannte Mitbenutzer der Amateurfunkstelle, deren Rufzeichen aus dem Stationsrufzeichen abgeleitet wurde.

Quelle: Wikipedia  https://de.wikipedia.org/wiki/Amateurfunkdienst#DDR

Von zunächst 16 Einzelgenehmigungen, entwickelte sich die Zahl der Lizenzen kontinuierlich, ebenso bei den Klubstationen und der Zahl der dort tätigen Mitbenutzer.

Interessant in diesem Zusammenhang auch die dort veröffentlichte Altersstruktur:

Quelle:  http://www.qsl.at/down/ddr_16.pdf

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Die DDR war damals in 15 Bezirke (einschließlich Berlin als DDR-Hauptstadt) unterteilt.

Quelle: Wikipedia

Diese Gliederung wurde übernommen, indem man den letzten Buchstaben des Suffixes einordnete. Diese grundsätzliche Zuordnung wurde auch mit dem späteren "Y"-Präfix übernommen. (Das erinnert an die Rufzeichenstruktur im DASD, wo z.B. für Sachsen die Rufzeichen im Suffix auf ein „U“ endeten)

A     Rostock
B     Schwerin
C     Neubrandenburg
D     Potsdam
E     Frankfurt / Oder
F     Cottbus
G     Magdeburg
H     Halle
I     Erfurt
J     Gera
K     Suhl
L     Dresden
M     Leipzig
N     Karl-Marx-Stadt (heute wieder Chemnitz)

http://dm6wan.darc.de/geschichte/test%20ohne/6/img23.jpg

Quelle: Radioclub der DDR, bereitgestellt von Dieter, DL7VAF

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Ab 1.1.1980 benutzte die DDR neue Amateurfunkrufzeichen, welche als Präfix ein „Y2“ statt den bisher verwendeten DM-DT Rufzeichenkontingent führten.

 

Grundlage für das neue Präfix war nicht alleine der Amateurfunk, vielmehr wurde es von der ITU der DDR für alle Funkdienste vergeben. Seit langem hatte es Verwirrungen insbesondere im Seefunk gegeben, wo Schiffe beim Funkkontakt anhand des Präfixes DM nicht nach ihrer Zugehörigkeit zur Bundesrepublik oder zur DDR unterscheiden konnte.

 

Alle bisherigen Genehmigungen verfielen und mussten bis Ende Januar 1980 an die zuständigen Bezirksregionen der Post zurückgesendet werden. Die Funkamateure waren bei den nationalen Funkdiensten die ersten, die die neuen DDR-Präfixe zugeteilt bekamen.

Quelle: http://www.qsl.at/down/ddr_11.pdf

Alle DM-Rufzeichen wurden zu "Y" konvertiert“ - aus DM2 wurde > Y2, DM3 wurde > Y3 ...usw.  Dabei wurde das Grundprinzip beibehalten, dass die „2“ für Einzelgenehmigungen vorbehalten und nachfolgende Ziffern bis „9“ für Klub- bzw. Sonderstationen verwendet wurden.

Etwas verwirrend war, dass hinter dieser Zahl eine weitere Ziffer folgte, die aber direkt zum Suffix gehörte.

Eine 1:1 Umwandlung der Suffixe war nicht, oder nur in Ausnahmefällen möglich.

So wurde aus DM4CN >> Y4 8ZN oder z.B. aus DM3GN >> Y5 9ZN. Während es bei den Klubstations-Rufzeichen relativ unübersichtlich mit der Präfix-Ziffer zuging, konnten die Einzelrufzeichen die "2“ (z.B.: Y2 1ABC ...) einheitlich gehalten werden. Der letzte Buchstabe des Suffixes wurde jedoch beibehalten als Zuweisung des Bezirkes (N >> für Karl-Marx-Stadt)

Auch hier steht eine Rufzeichenliste aus 1982, dank Dieter, DL7VAF, für den Bezirk Karl-Marx-Stadt zur Verfügung.

http://dm6wan.darc.de/geschichte/test%20ohne/7/img25.gif

http://dm6wan.darc.de/geschichte/test%20ohne/7/img25.gif

 

An dieser Stelle noch ein Hinweis:

Wie die Vergabe der Rufzeichen erfolgte, konnte nicht genau recherchiert werden. Ging es nach dem alten DM-Muster in der Regel zeitlich gestaffelt mit dem Alphabet und bei den Klubstationen DM3 ... DM4 .... DM5 ... weiter, ist die Y-Rufzeichenstruktur schwer nachzuvollziehen.

Die Rufzeichen wurden außerdem bei einem Lizenzverzicht oder anderen Gründen nach relativ kurzer Zeit wieder vergeben, so dass mit dem gleichen Rufzeichen in unterschiedlichen Zeiträumen unterschiedliche OP´s arbeiteten.

Die beiden Rufzeichenlisten sind demnach Momentaufnahmen.

Kreiskenner-Liste

Es gibt weitere interessante "Strukturen", die für den Amateurfunk in der Region bzw. DDR galten. Die DDR war innerhalb der Bezirke in 227 politische Kreise eingeteilt. Die sogenannten Kreiskenner (KK) bestanden aus dem jeweiligen Buchstaben des Bezirks und nachfolgend einer zweistelligen Zahl.


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Der Bezirk Karl-Marx-Stadt hatte diese Zuweisungen:

Quelle: Rudi, DL2JFN

Da nicht in jedem Kreis Funkamateure tätig waren, wurden auch spezielle "KK"-Aktivitäten unternommen - Ziel:

Anreiz für das DDR-Kreiskenner-Diplom.

So wurden KK-Expeditionen z. B. in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) organisiert:

 

 

Quelle: Chronik DM4CN/DFØCHE


 

 


 

Ebenso gab es spezielle Großfeld-Kenner, Vorgänger der heutigen Locators. Ich habe noch das DM-QRA-Diplom, wo diese Großfelder sichtbar sind.

Für die Region Karl-Marx-Stadt galt GK15j - hier am Beispiel meiner SWL-Karte aus dem Jahr 1963.

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